Vergioldeter Flachmann; Kondome;Plastik Besteck; 30 x 30 cm

Wann ist ein „NEIN“ ein NEIN!?
- Aus dem Tagebuch eines Mädchens, 16, Jungfrau?

"Hallo, ich bin 16 Jahre alt und ich weiß nicht, ob ich letzte Nacht meine Unschuld verloren habe, aber ich fühle mich schuldig... Jeder kommt auf die Welt mit einer Karte im Kopf. Die Eltern zeichnen auf diese Karte. Hier der Geburtsort, dort die Bildungseinrichtung. Hier die Verwandtschaft. Hier nicht. Hier der „Weg zum Glück“. Hier die Grenze.  Viele ziehen sie ähnlich und doch ist jede anders. Danach gestalten wir unsere Landkarte weiter. Wir malen neue Wege hinzu. Erreichen Sackgassen. Gehen zurück. Schauen um die Ecken. Ziehen selbst Grenzen oder sprengen sie und das wichtigste: Wir lassen andere Einblick in unsere Karte gewähren, lassen uns andere Wege und Perspektiven zeigen. Ich zeige hier jetzt offen die Meinige. Die Wegweiser auf meiner Straße sollten Sicherheit, Liebe und Achtung heißen. Ich aber fühle mich haltlos, gehasst und verachtet. Weil der Alkohol gestern meine Wege vernebelt und meine Grenzen verschoben hatte sitze ich hier jetzt und möchte eigentlich nicht mehr sein. 

Ich weiß nicht, wie ich meine Jungfräulichkeit verloren habe. Ich weiß nur, dass Blut und Erbrochenes floss und ich aufgewacht bin mit einer fremden Hand in meiner Hose. 
Ja ich stecke in meiner Pubertät fest. Bin emotional flexibel und mein Bedürfnis nach Liebe, Achtung und Sicherheit suchte ich sicherlich auf dem falschen Weg. Ich fühle mich alleine gelassen. Meine Eltern: getrennt. Meine Sicherheit verloren. Ich glaube nicht, dass ich es wert bin geliebt zu werden und habe keinerlei eigene Selbstliebe und Achtung für mich.

Gestern Nacht saugte ich die Aufmerksamkeit jener auf, welche ihre Bedürfnisse mit Sex zu stillen versuchten. Es war auf einer Party.  Der Abend schritt also voran und der Alkoholpegel stieg an. Die Gespräche wurden seichter und die Küsse zwischen den Menschen feuchter. Die ersten Krisen bahnten sich an, weil Menschen sich durch den Drogeneinfluss zu den Falschen hingezogen fühlten. Flasche nach Flache wurde angebrochen und die ersten Herzen dazu. Jeder ertrank sich und seine Leber im Ansammeln von Mut.  
 Den Geist benebelnd gingen meine moralischen Werte verloren und das kleine Kind in mir schrie nach mehr und mehr „Liebe und Anerkennung“. Berührungen. Völlig benebelt taumelte ich von einem Jungen zum Nächsten und hatte mich schon lange selbst verloren in meinem Rausch. Alles war verschwommen. Wege kreuzten sich. Türen öffneten sich. Hosenställe. Hände. Einschlafen. Aufwachen. Dunkelheit. Flackerndes Licht. An die Wand gedrückt. Er wusste sicher auch nicht, dass ich mein erstes Mal so mit Sicherheit nicht wollte. Ich ohne Reaktion. Kein Nein. Kein Ja. Nicht mal Ich in diesem Moment. Vorbei. Liegend.  Neben einem Jungen. Aber ich wusste. Er war es nicht… Was hatte ich getan. 
Mich überkam die totale Scham. Ich war Schuld. Meine Grenzen waren überschritten. 
Was denken die anderen von mir. Niemand darf es erfahren. Ich hatte zu viel getrunken.
Ich ekelte mich vor mir selbst. Mein erstes Mal. Scham. Schwamm drüber… Wird nicht wieder passieren. Verdrängt. Noch dazu den Schwarm einer Freundin auf der Party geküsst. Geküsst worden. Das werde ich für immer vorbehalten bekommen. Jeden Tag. Niemand wird mir zuhören. Niemand wird da sein und mich fragen, wie es mir wirklich geht. Ob etwas vorgefallen ist. Niemand da. Ich auch nicht mehr. Verdrängt und hoffentlich bin ich nicht schwanger.  

Der Weg auf welchem ich vorher gewandelt war, ist nicht mehr da. Die Steine, welche jetzt da liegen scheinen unüberwindbar. Ich bin der einsamen Pilger umgeben von Menschenmassen. Ich werde mich niemandem mehr öffnen. Sex wird für mich grausam und widerlich sein. Ich hatte Sex. Er gefiel mir nicht. Ich spüre meinen Körper nicht. Ich ekelte mich vor mir selbst. Fühlte mich zu dick und gleichzeitig zu schön. Ich werde mir unterbewusst eine Schutzschicht anfressen. Alles in mich hineinfressen. Wie sollte mich jemand mögen, wo sie doch nur meinen Körper ausfüllen wollen? Beziehungen werde ich vielleicht versuchen. Sie werden scheitern, weil ich mich nicht öffne. Ich werde mich nicht fallen lassen können. Nicht vertrauen können. Werde verlassen bevor es zu ernst wird. Nach außen hin trotzdem wie der Stärkste und glücklichste Mensch wirken und Diäten versuchen. Sport vernarrt werden und meinen Körper trotzdem nie lieben. Mich nie wohl fühlen."
"Ich bin mir selbst fremd gegangen, weil ich nicht NEIN sagen konnte... "




Nach 5 Jahren schaffte Sie es sich zu öffnen, an dem Punkt als alles in Ihrem Leben in Scherben vor ihr lag und sie wusste, dass Sie mit einer neutralen Person ein Thema aus der Vergangenheit aufrollen und heilen musste, denn sonst wäre ich Sie Grunde gegangen.  
Denn wenn du dich verletzt gehst du ja auch zum Arzt und redest darüber, 
also wieso nicht für das Seelenheil zu einem Helfer gehen? 
Für Sie die beste Entscheidung in Ihrem Leben. Ab dem Moment, als Ihr neutral ins Gesicht gesagt wurde, dass es eine Vergewaltigung war, obwohl vielleicht keine Gewalt und kein Nein im Spiel war, konnte Sie sich  heilen und die  falschen Schuldgefühle fallen lassen und sich endlich lieben lassen.  Sich Ihre Ehre wieder zurückholen. Ihren Stolz. Ihr Urvertrauen in Ihre Stärke. Ihren Körper akzeptieren lernen. Das erste Mal schönen Sex haben. Mit Einverständniserklärung. Jemand anderen Lieben und darauf zu vertrauen, dass er Sie um ihre Person und nicht um Ihres Körpers wegen liebt. Dass er gerne gibt und nichts verlangt dafür. Dass Sie es verdient hat geliebt zu werden. Dass Sie sich für Fehler nicht schämen brauche, sondern dass Sie daraus lernen kann. Lernen NEIN zu sagen. Vor allem zum Alkohol. 

Ich schreibe darüber, denn mir ist es so wichtig, dass darüber gesprochen wird. Auch mit den Jungs / den Männern, denn manchmal wissen sie wirklich nichts von den Fehlern. Benebelt von Rausch und Hormonen. Man(n) muss darüber reden. Vor allem wenn man sich beschmutzt fühlt. Sich vor sich selbst ekelt und am liebsten alles vergessen würde…  Vergessen geht nicht. Nur verdrängen, aber das Unterbewusstsein merkt es sich und die Probleme tauchen immer wieder in allen Bereichen des Lebens auf, nur dass man dann wirklich nicht weiß, wo es herkommt. Man hatte alles so Lange verdrängt, dass das Gehirn sogar die Erinnerung an jene Nacht fast vollständig ausgelöscht hatte und wenn der Flashback passiert muss man noch einmal durch den Schmerz hindurch. Und nicht allein, wenn es geschafft wird, sich Hilfe zu holen...  Indem man offensichtlich danach fragt und nicht darauf hofft, dass sie von selbst kommt.

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