Zu Frieden stellen / Vanitas in trash

Wann ist ein Verstorbener wirklich gestorben? Wenn er unter der Erde liegt, oder erst, wenn die letzten Grabgestecke, Artefakte und Erinnerungen von ihm weggeworfen sind? Wie lange muss ich einen Menschen vermissen, bevor ich ihn langsam vergessen darf? Es heißt Blumen blühen und welken, so wie wir Menschen. Die Blumen in meiner Arbeit nicht, denn sie sind aus Plastik.  
 Meine Arbeit beschäftigt sich mit dem Motiv der Vanitas (lat. „leerer Schein, Nichtigkeit, Eitelkeit“).Nicht welken wollende Plastikblumen und Friedhofartefakte liegen scheinbar wertlos in der Mülltonne. Weggeworfen wirken sie, als wäre hier der endgültige Schluss noch einen Schritt weiter gegangen. Weiter gegangen wären die meisten auch hier und hätten keinen Blick in die Schönheit dieses Vanitas Stilllebens geworfen, welches so viel über die Dualität von festhalten und loslassen aussagt. Festhalten will er den Menschen, welcher gegangen ist und doch loslassen. Wegwerfen die Erinnerungen und sie doch fassen. Will sich einerseits trauern - andererseits nach vorne schauen - lassen. Die Bilder sprechen von Schuldgefühlen, wenn nicht mehr so oft an den verstorbenen gedacht wird, wenn es sich anfühlt, als würde man alles wegwerfen und ihn nicht mehr genug würdigen, wenn nicht immer die Gedanken von seiner Absenz geprägt sind. Das Stillleben in der Mülltonne stellt paradoxerweise eine Absenz in der Präsenz dar. Die Abwesenheit der letzten Gedenken an den Verstorbenen.